Projektbeschrieb Sanierung Haupthaus Nieschberg
Geschichtlicher Hintergrund
Die von H. Grunwald entworfene und in den Jahren 1907/08 erbaute Villa Sorgenfrei wurde in Auftrag des Kaufmanns Ernst Ulrich Buff unter den Prinzipien naturgemässer Lebensformen einer vegetarischen Naturheilbewegung errichtet. Wesentlicher Teil des Konzepts war u.a. die Nutzung der Heilkräfte der Farben, in den sieben Regenbogenfarben gehalten. Dementsprechend wichtig war Grunwald der in verona-rot gehaltene Fussboden, einem Steinholzbodenbelag. Auch die Türen, die sich durch Heben statt Senken der Klinken bedienen lassen, waren spezielle Eigenheiten des Entwurfs Grunwald und sollten daran Erinnern, dass Mitmenschen nur durch Heben, nie durch Drücken veredelt werden können. Der ursprüngliche Palmengarten am Dach wurde im Laufe der Zeit durch ein Geschoss ersetzt, ebenso wurde die ursprüngliche Windturbine auf dem Turm demontiert und durch ein Zeltdach ersetzt. Auch sonst hat das Gebäude im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Veränderungen, Nutzungsadaptionen, technische Aufrüstungen – wie u.a. einen Fenstertausch, den Ausbau des Dachgeschoss, etc. – erlebt. Geblieben ist das bemerkenswerte Erscheinungsbild mit den markanten Backsteinpfeilern und der durch grosszügige Fenster vergleichbar hellen und hohen gestaltete Innenraum, speziell der Mittelzone.
Architektonisches Konzept
Das Hauptgebäude ist ein Schutzobjekt. Ziel ist es, das Gebäude mit der bestehende Nutzung als betreutes Wohnheim und den damit gegebenen heutigen, geänderten Anforderungen in Einklang zu bringen, um so die Nutzung weiterhin als Haus im Dienste der Gesundheit zu bewahren. Denn dies war ja auch der Grundgedanke der Erbauer, das Gebäude einer Gemeinschaft für das tägliche Leben in einer gesunden Umgebung zu Verfügung zu stellen.
Hauptpunkte des Umbaus sind der Einbau eines Liftes sowie die Neustrukturierung der Zimmer in den Obergeschossen. So entstehen insgesamt 16 Zimmereinheiten. Diese erhalten pro Zimmereinheit jeweils eine eigene Nasszelle. Die wesentlichen Merkmale, die das Gebäude ausweist, sollen weiterhin klar erkennbar bleiben bzw. wieder erkennbarer werden, so wie der rote Steinholzboden. Aber auch die Grundstruktur mit der Durchgängigkeit und -lässigkeit der Mittelzone soll trotz der Einbauten beibehalten werden. Aus diesem Grund wird die brandschutztechnisch erforderliche Trennung in einer Metall-Glaskonstuktion ausgeführt, um neben dem durchgängigen roten Steinholzboden die Lichtdurchflutung von Norden nach Süden hin weiterhin beizubehalten und diesen zentralen Teil des Gebäudes zu bewahren. Von dieser Verteilungszone aus war stets die Erschliessung zu den einzelnen Zimmern. V.a. im 1.OG führt diese Rückführung zu einer klarer lesbaren Escheinung der Gebäudestruktur.
Die Zimmereinteilung wird entsprechend der gegebenen Achsenstruktur, die sich von aussen her ins innere fortsetzt, vorgenommen. Die Nasszellen werden dabei als klare Kuben in die jeweilige Zimmereinheit geschoben. D.h. sie ragen bewusst nicht bis zur Decke sondern lässt die bestehenden Bogenträger und die dazwischen gespannten Gewölben vom Zimmer aus klar erkennen. Somit sind die Nasszellen, wie auch der neu eingebaute Lift, klar erkennbare Kuben, so dass Bestand und Neu klar ablesbar sind.
Des Weiteren sind technische Adaptierungen der Heizung (zusätzliche Luft-Wasser-Wärmepumpe zur bestehenden Ölheizung), Brandmeldeanlage und elektrischen Ausstattung vorgesehen. Die bestehenden Röhrenheizkörper bleiben unverändert, werden nur stellenweise lagetechnisch an die neuen Grundrisse gegebenenfalls versetzt.
Grundrisse
Untergeschosse
Haupteingriff im Untergeschoss ist die zusätzliche Fluchtwegsgestaltung an der Nordwestseite. Die bestehenden Notausgangsstufen an der Nordwestseite werden rückgebaut und zu gunsten einer neuen IV-gerechten Aussenrampe ersetzt. Des Weiteren wird ein getrenntes WC für die Mitarbeiter des Küchenbereichs erstellt. Die sonstigen Räume wie Küche, Mensa, etc. bleiben unverändert, dementsprechend auch ihre Nutzungsfunktion.
Erdgeschoss
Von der Funktion her bleibt das Erdgeschoss der Verwaltung und dem allgemeinen Aufenthalt wie bisher vorbehalten. Nebem dem Lifteinbau und der brandschutztechnischen Abtrennung zum Treppenhaus sind kleinere Raumanpassungen für die Administration sowie ein neuer Ruheplatz vorgesehen. Insgesamt wird für bis zu 7 Mitarbeitern Arbeitsraum geschaffen.
1. bis 3. Obergeschosse
Wie bereits erwähnt, werden die Obergeschosse von der Struktur her bereinigt. Dies betrifft v.a. das 1.Obergeschoss. Alle 16 Zimmereinheiten erhalten eigene Nasszellen, von denen jeweils pro Stock 2 Zimmereinheiten IV-tauglich sind. Die Mittelzone wird beim neu eingebauten Lift durch eine Glas-Metallkonstruktion vom Treppenhaus brandschutztechnisch abgetrennt (siehe Brandschutzpläne und -nachweis). Dadurch bleibt im hinteren Bereich ein Gemeinschaftsraum, der den Bewohnern pro Geschoss zu Verfügung steht. Im 3.Obergeschoss wird der Treppenaustritt verändert, um das Zwischenpodest zur Geschossebene zu vermeiden. Auch durch die Umwandlung der Türen Richtung Treppenhaus in EI30 Türen kann künftig das Treppenhaus als eine durchgängige Fluchtzone besser genützt werden. Grundsätzlich sind die Zimmereinheiten
Turmzimmer
Die beiden Turmzimmer bleiben weiterhin über die denkmalgeschützte Stahlspindeltreppe erschlossen. Das oberste Zimmer wird für temporäre Nutzungen (Kleinbesprechungen, Aufenthalt, Ruhezone) genutzt. Das untere Zimmer kann durch brandschutztechnische Adaptierungen für gelegentliche Übernachtungen dienen.
Fassaden
Die Fassaden bleiben grundsätzlich unangetastet. Lediglich an der Nordfassade werden in einem Pfeilerrhythmus pro Stockwerk ein Fenster ergänzt. So kann neben den erforderlichen Belichtungsflächen auch die Symmetrie des Baus komplettiert werden, wie es sich aus den im östlichen Trakt ersichtlichen Fensterreihe zeigt. Eine weitere Adaptierung zeigt sich im südwestlichen Erker des Erdgeschosses. Hier werden vier Fenster thermisch den heutigen Anforderungen entsprechend adaptiert. Die geplanten Fensterergänzungen und -adaptierungen sind in den folgenden Blättern als Profilschnitte abgebildet, um zu verdeutlichen, dass neben der energietechnischen Funktion auch auf denkmalpflegerische Aspekte und den Blick auf die Gesamtheit versucht wird, einzugehen.